Wie stellen Sie sich den Garten Eden vor? Ein dicht belaubter Baum der Erkenntnis mit rauschendem Blätterdach, umringt von Blumen und bewohnt von allerlei kreuchendem und fleuchendem Getier? Rote, unwiderstehlich duftende Früchte, und mittendrin der Mensch, so wie Gott ihn schuf? Entstanden ist der Garten laut Genesis aus einer Ödnis, aus dem Tohuwabohu des Anfangs der Welt. Dann kam der Sündenfall ‒ der sich nun leider auch im gärtnerischen Bereich Raum verschafft: Die Ödnis kehrt zurück. Unter dem Titel „Tatort Garten – Ödnis oder Oase“ ist deshalb seit Anfang März eine Ausstellung des BUND Naturschutz in Bayern in den Gängen des Robert-Koch-Gymnasiums zu sehen. Sie wurde der Schule auf Initiative von OStRin Julia Baumann, Fachleiterin für Geographie und Wirtschaft, kostenlos zur Verfügung gestellt, sowie von Schülern des Wahlkurses „Umweltschule“ unter Leitung von StRin Veronika Bahle aufgebaut und ansprechend in Szene gesetzt.
Bei der Ausstellungseröffnung vor den ca. 550 Schülern der Mittel- und Unterstufe ging Frau Holzapfel von der Kreisfachberatung für Gartenkultur und Landespflege beim Landratsamt Deggendorf auf die Modewelle der Schottergärten der letzten Jahre ein und stellte sie dem Naturgarten-Typus gegenüber. Es sei ein Irrtum, dass ein Schottergarten, dessen Boden durch Mulchflies von der Schotteraufdeckung abgeschnitten wird, ganz ohne Pflegeaufwand zu unterhalten sei. Auch hier ließen sich mit der Zeit Pflanzen nieder, so dass der Gartenbesitzer mit der bloßen Hand eingreifen müsse; weil ein Schottergarten nicht als Gartenfläche gelte, dürften hier nämlich keine Pestizide eingesetzt werden. Im Gegensatz zu diesen grauen und sterilen Flächen stellten Naturgärten eine echte Farbenpracht zur Schau. Durch die Verzahnung unterschiedlicher Gestaltung böten sie Lebensräume für Insekten und die Vogelwelt. Salbei und Thymian stünden in der Küche immer griffbereit. Blühende Stauden, Kräuter wie Oregano und Königskerze und schattenspendende Bäume könnten so zum Verweilen einladen. Naturgärten hätten folglich nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Funktion. Die Fotoreihe der Ausstellung präsentiert diesen Unterschied recht eindrücklich: Während Naturgärten (trockene Stein- und Kiesgärten mit eingeschlossen) die Biodiversität grundsätzlich fördern und mikroklimatisch einen Beitrag zur Abkühlung und Frischluftproduktion leisten, versiegeln Schottergärten den Boden, gefährden den Fortbestand der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und werden zu hitzeproduzierenden „Hotspots“ des lokalen Stadtklimas.
Für die Schüler der Klasse 10+c hat damit die Arbeit indes erst begonnen. In der Woche vor den Pfingstferien werden sie in Teams den Schülern der Unter- und Mittelstufe einen selbstentworfenen Kartierungsbogen vorstellen. Damit wollen sie die Gartenkartierung der Schülerwohngebiete vorantreiben, die bis Ende Mai von den Schülern selbst durchgeführt wird. Die Auswertung der Kartierung soll anschließend in Kooperation mit Herrn Prof. Dr. Zink vom Lehrstuhl für angewandte Informatik der TH Deggendorf erfolgen. Basierend auf den Kartierungsergebnissen ist schließlich die gemeinsame Erstellung einer interaktiven digitalen Karte angedacht, die die Verbreitung der unterschiedlichen Gartentypen im Landkreis aufzeigt. Schüler-Blogeinträge werden das Schulprojekt während der nächsten Monate auf der Homepage des Robert-Koch-Gymnasiums begleiten. Bereits jetzt gibt es Grund zum Optimismus: Seit einigen Jahren werden im Landkreis ökologisch besonders wertvolle Gärten mit dem Siegel „Naturgarten ‒ Bayern blüht “ zertifiziert. Mittlerweile gibt es 30 davon. Sofern Sie auf chemische Pflanzenschutzmittel, chemisch-synthetischen Dünger und Torf verzichten, Ihr Garten eine hohe ökologische Vielfalt (Biodiversität) und Naturgartenelemente (Wiesen und Wildkräuter) sowie Nutzpflanzen aufweist, gehören auch Sie mit zu den potentiellen Top-Gartenbesitzern unserer Heimat. Also doch ein bisserl Eden…