„Zukunft“ und „Europa“ – das sind zwei Begriffe, die relativ häufig gekoppelt auftreten. Vor die Frage gestellt, wo nun deren Berührungspunkte wohl liegen mögen, geben sich dennoch die meisten Bürgerinnen und Bürger relativ schmallippig; als zu gering erweist sich oft allein das pure Grundwissen über die europäische Verwurzelung unserer Heimat, über die europäische Vernetztheit unseres eigenen Kultur- und Wirtschaftsraums, und insbesondere über die unseren Alltag bestimmende europäische Politik: Wer agiert hier für wen, in wessen Namen und mit welchen Kompetenzen? Genau dieser Herausforderung stellten sich die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe der so genannten „Mittelstufe Plus“ des Robert-Koch-Gymnasiums Deggendorf, als sie am vergangenen Montag Besuch von der „Zukunftswerkstatt“ erhielten; sie ist Teil der Veranstaltungsreihe „Fragen an Europa“ der Europäischen Akademie Bayern, der Vertretung der Europäischen Kommission in München, der Akademie für Politische Bildung in Tutzing und der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, die regelmäßig aktuelle und relevante Fragen der europäischen Integration in den verschiedenen Regionen des Freistaats Bayern aufgreift und diesmal zusammen mit ihrem regionalen Kooperationspartner Europe Direct Bayerischer Wald – Böhmerwald – Unterer Inn in Deggendorf zu Gast war.
Im Vordergrund stand die Frage: Wie können wir künftige Politik, etwa im Energiebereich, so gestalten, dass die Folgen des Klimawandels noch abgefangen werden können? Wie die Europäische Union bei allen Unterschieden in den Reihen ihrer Mitgliedstaaten vorangehen kann, wurde hierbei im Rahmen eines interaktiven Planspiels erarbeitet.
Dr. Renke Deckarm, geschäftsführender Leiter der Regionalvertretung der Europäischen Kommission für Bayern und Baden-Württemberg, erläuterte die Klimapolitik der EU folgendermaßen: „Mit dem Europäischen Green Deal hat die Europäische Kommission daher ein umfassendes Maßnahmenpaket vorgeschlagen, das es uns als EU ermöglicht, die großen Herausforderungen der Klimakrise gemeinsam zu meistern. Nachdem inzwischen einige der Legislativvorschläge verabschiedet sind, folgt im nächsten Schritt die Umsetzung: Mitgliedstaaten, Unternehmen, Regionen und Kommunen wirken zusammen, damit wir der erste klimaneutrale Kontinent werden. Und auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat noch einmal klar gezeigt: Die Zukunft der Energieversorgung Europas gestaltet sich unabhängig und erneuerbar.“
In drei Gruppen, die in die Rolle des Europäischen Parlaments, des Ministerrats und der Kommission schlüpften, erörterten und diskutierten die Schülerinnen und Schüler, gemäß der jeweils tatsächlichen Kompetenzen und Geschäftsordnungen ihrer Institutionen, wie die Energieversorgung im Rahmen dieses Green Deal mittels europäischer Gesetzgebung konkret und am effizientesten geregelt werden könne, nicht zuletzt unter Einbeziehung der Interessen ebenso wie der Ängste der Bürgerinnen und Bürger Europas.
Im Anschluss an die gemeinsame Erarbeitung der Themen im Planspiel kamen alle in der Aula zusammen und hatten die Gelegenheit ihre Fragen und Anregungen einem hochkarätig besetzten Podium zu stellen. Moderiert von der Leiterin der Europäischen Akademie Bayern, Birgit Boeser, gaben Dr. Renke Deckarm, Europaabgeordneter Thomas Rudner und Johannes Hunger, Sprecher der Grünen Jugend Ostbayern, den Schülerinnen und Schülern Input zur Bedeutung der klaren Positionierung Europas in der Klimapolitik auf internationaler Ebene, aktuelle Einblicke in die Arbeit im Europäischen Parlament und die Wichtigkeit gemeinsamer politischer Lösungen und persönlichen Engagements. Fragen der Jugendlichen, u.a. zu Elektromobilität und Energiemix sowie eigenen Einflussmöglichkeiten auf politische Entscheidungen wurden aus erster Hand beantwortet und es wurde deutlich, dass jeder Schritt zählt und eine Bewältigung der aktuellen Herausforderungen in der Klima- und Energiepolitik nur gemeinsam gelingen kann.