Seit 20 Jahren fährt das ROKO jetzt ins Schullandheim nach Finsterau, zuerst ein paar Jahre mit den 7. Klassen, seit der Einführung des G8 mit den 5. Was gleichblieb und sich über die Jahre bewährte, war die Verbindung von sportlichen Aktivitäten, gruppenpädagogischen Spielen zur Förderung der Klassengemeinschaft, kultureller Erfahrung im Freilichtmuseum Finsterau und Naturerfahrung bei der Wanderung auf den Lusen. Der letztgenannte Punkt wurde immer wieder diskutiert und doch beibehalten. Es stimmt einfach nicht, dass „die Kinder“ so eine körperliche Anstrengung nicht mehr schaffen. In diesem Jahr kehrten drei Kinder aus medizinischen Gründen an der Reschbachklause um; das war schon vorher ausgemacht. Alle anderen marschierten tapfer bis zum Gipfel, obwohl es im letzten Drittel des Weges in Strömen regnete. Das ist für die Kinder eine Grenzerfahrung, auf die sie stolz sein können – und auch stolz sind.

Aber gerade dabei ist mir aufgefallen, wer die eigentlichen Helden von Finsterau sind: Einem Mädchen ging tatsächlich weit nach dem Umkehrpunkt die Kraft aus. Sie konnte die Geschwindigkeit der anderen nicht mehr halten. Ich blieb also, unterstützt von einer Tutorin aus der 11. Klasse, mit ihr zurück, um langsamer zu gehen. Aber schon nach kurzer Zeit war ich es, der nur unterstützte. Denn die junge Frau nahm sich sofort um das Kind an, sie erzählte Geschichten, ließ sich zur Ablenkung Geschichten über die Haustiere, die Geschwister, die Ferien erzählen, sie trug ihren Rucksack und schließlich motivierte sie das Mädchen mit unendlicher Geduld Schritt für Schritt und Stufe für Stufe über das letzte harte Stück, das Felsenmeer zum Gipfel; und machte schließlich noch im strömenden Regen ein Foto am Gipfelkreuz – das einzige, das in diesem Jahr entstand.  Ich schaute zu, und mir war klar: Besser kann man das nicht machen.

Die Tutorentruppe von ausgewählten Schülerinnen und Schülern aus den 9. bis 11. Klassen – ausgebildet von OStRin Elisabeth Gleißner – begleitet die Kinder der 5. Jahrgangsstufe von Anfang des Schuljahres an. Sie basteln oder spielen mit ihnen, begleiten  sie bei Wandertagen und machen Quatsch mit ihnen. Dadurch sind sie naturgemäß sehr nah an der Kindern dran.

Das macht sie zu den stillen Helden von Finsterau. Sie bekommen nichts dafür (außer dass sie noch einmal ins Schullandheim mitfahren dürfen), müssen im Gegenteil auch den versäumten Schulstoff nachholen und dafür eine Woche lang mit all ihrer Kraft präsent sein. Sie leiten den sportlichen Teil des Programms, sind mit den Kindern im Museum unterwegs, sind Ansprechpartner für große oder kleine Wehwehchen, verabreichen Heimweh-„Pastillen“, halten Händchen bis zum Einschlafen, versuchen Konflikte in den Zimmern mit Gesprächen zu moderieren, lassen die Stimmung bei der Disko hochkochen und und und. Durch ihre Nähe zu den Kindern können sie auch die Lehrerinnen und Lehrer bei ihrer pädagogischen Tätigkeit unterstützen.

Andererseits sind die Tutoren es auch, die am meisten dabei lernen. Wer sich als 16-Jähriger Zuneigung und Autorität in einer Horde 11-Jähriger verschaffen kann, braucht z.B. nicht mehr zu fragen, ob er für einen pädagogischen Beruf geeignet ist.

Die Tutoren sind für das Gelingen des Schullandheims sehr wichtig. Deshalb soll ihnen hier – stellvertretend für alle gewesenen und noch kommenden Tutorinnen und Tutoren – in aller Form für ihre Mühe, ihre Empathie und ihren Einsatz gedankt werden, und zwar im Namen der Schülerinnen und Schüler und auch der Lehrkräfte.