In einer Welt, die von Unruhe und Veränderung gezeichnet ist, kann Bildung eine Brücke bauen – eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Heimat und Fremde, zwischen Trauma und Hoffnung. Die zwei Brückenklassen am Robert-Koch-Gymnasium sind lebendiges Beispiel dafür, wie Bildung Menschen zusammenführt und neue Perspektiven im Leben eröffnet.

Die Idee der Brückenklasse entstand kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar 2022. Unter der Leitung der in der Ost-Ukraine geborenen Psychologin Maryna Breslavets wurde die Brückenklasse ins Leben gerufen, um Schülerinnen und Schülern, die aus Krisengebieten geflohen sind, eine sichere Lernumgebung zu bieten. Seit dem letzten Schuljahr werden sie zudem von den engagierten Pädagoginnen Valentina Kazak und Beate Einhellig unterrichtet und betreut.

Die Brückenklassen unterscheiden sich von herkömmlichen Klassen nicht nur durch ihre Zusammensetzung, sondern auch durch ihren Lehrplan. Die Schülerinnen und Schüler erhalten vor allem Deutschunterricht, aber auch Fachunterricht in Fächern wie Mathematik, Englisch, Geografie und Geschichte. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der politischen Bildung, wobei nicht nur das deutsche System, sondern auch politische und kulturelle Unterschiede zu Osteuropa, insbesondere im Hinblick auf den Föderalismus, behandelt werden.

Trotz des separaten Unterrichts haben die Schülerinnen und Schüler der Brückenklassen auch Kontakt zur restlichen Schülerschaft des Robert-Koch-Gymnasiums, sei es in Arbeitsgemeinschaften wie Robotik und Orchester oder bei gemeinsamen Veranstaltungen. Diese Interaktionen tragen dazu bei, Barrieren abzubauen und Verständnis füreinander zu entwickeln.

Der Schulalltag in den Brückenklassen ist nicht frei von Herausforderungen. Viele Kinder haben traumatische Erfahrungen auf der Flucht gemacht und kämpfen mit Heimweh und Unsicherheit über ihre Zukunft. Fragen nach einer Rückkehr in die Heimat oder einer neuen Perspektive in Deutschland begleiten sie täglich.

 

Trotzdem gibt es auch viele positive Momente. So der gemeinsame Ausflug in den Straubinger Tiergarten, den die Schülerinnen und Schüler eigenständig erkunden durften. Ein besonderes Highlight dabei war das Füttern der Schildkröten am Morgen. Auch die gemeinsame Wanderung nach Metten anlässlich des Wandertages ist vielen in guter Erinnerung geblieben. Alle erhielten in der Eisdiele eine Kugel Eis geschenkt. Das Geld hierfür wurde 2022 von den Schülerinnen und Schülern unseres Gymnasiums gesammelt.

 

Ein besonderer Meilenstein für die über 14-jährigen Schülerinnen und Schüler der Brückenklassen war der Abschluss des Deutschen Sprachdiploms (DSD 1) im Frühjahr dieses Schuljahres. Diese Leistung zeigt nicht nur ihren persönlichen Einsatz und ihre Entschlossenheit, sondern auch die erfolgreiche Integration in die deutsche Gesellschaft. Im nächsten Schuljahr geht es dann mit einer an das ROKO angegliederten Deutschklasse weiter.

Die Brückenklasse am Robert-Koch-Gymnasium ist mehr als nur eine schulische Einrichtung. Sie ist ein Ort der Begegnung, des Lernens und der Hoffnung. Hier werden nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Verständnis, Mitgefühl und Respekt gefördert. In einer Zeit, die von Spaltungen und Konflikten geprägt ist, erinnert uns die Brückenklasse daran, dass Bildung eine mächtige Kraft ist, die Grenzen überwinden und Menschen zusammenführen kann.